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Artikeldetails

Winfried Ulrich: Kontextsensible Bereitschaft zur Lesartenerweiterung als wortschatzdidaktisches Ziel (MU)

Produktabbildung

Produkttyp: Beitrag (Zeitschrift)

Autor(in): Winfried Ulrich

Titel: Kontextsensible Bereitschaft zur Lesartenerweiterung als wortschatzdidaktisches Ziel

Publikation in: Muttersprache, 126. Jahrgang, Heft 2

Seiten: 147–156 (10 Seiten)

Erschienen: 15.06.2016

Abstract: siehe unten


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Preis: 4,90 € inkl. MwSt.
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Abstract

An Beispielen wie der Polysemie des Verbs gehen und der auf Polysemie aufbauenden Pointenbildung in Witzen und Aphorismen wird gezeigt, dass die Mehrdeutigkeit der Lexeme beim Zugriff auf das mentale Lexikon (lexical access) eine größere Rolle spielt, als gemeinhin angenommen wird. An die Stelle der Worterkennung (lexical recognition) im Verstehensprozess tritt deshalb bei genauerer Betrachtung die »Lesartenerkennung« eines Lexems (reading recognition) und an die Stelle der Wortfindung (lexical retrieval) im Äußerungsprozess die »Lesartenfindung« eines Lexems (reading retrieval). Als Konsequenz für die Sprachdidaktik wird gefordert, bei der Arbeit am Wortschatz nicht nur eine quantitative Wortschatzerweiterung anzustreben, sondern auch eine qualitative Wortschatzvertiefung, mit der das jeweilige Lesartenprofil der Lexeme in den Blick gerückt wird. Über eine Sensibilisierung für lexikalische Ambiguitäten und ihre Funktionen im Text sollte die Bereitschaft der Lernenden geweckt und gestärkt werden, Ambiguitäten in Texten zu tolerieren, Ambiguitätskompetenz zu erwerben.

The polysemy of the Verb gehen and the production of punchlines in jokes, puns and aphorisms, based on polysemy, are examples given to demonstrate that polysemy is much more important for the lexical access than generally assumed. Strictly speaking »reading recognition« takes the place of word or lexical recognition during the process of understanding and »reading retrieval« the place of word or lexical retrieval while speaking or writing. The consequence for language teaching should lie in a new way of vocabulary teaching and learning: not only quantitative enlargement but also qualitative deepening that focusses on the reading profile of a polysemous lexeme. Sensitiveness for lexical ambiguity and its function in texts should establish or strengthen the learner’s willingness to tolerate ambiguities and to acquire ambiguity competence.