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Megumi Sato: »Wegen dem Clavier«. Die Beethovens und der Rektionswandel der Präpositionen wegen, statt und während im Zeitraum 1520–1870 (MU)

Produktabbildung

Produkttyp: Beitrag (Zeitschrift)

Autor(in): Megumi Sato

Titel: »Wegen dem Clavier«. Die Beethovens und der Rektionswandel der Präpositionen wegen, statt und während im Zeitraum 1520–1870

Publikation in: Muttersprache, 125. Jahrgang, Heft 1

Seiten: 23–56 (34 Seiten)

Erschienen: 15.03.2015

Abstract: siehe unten


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Preis: 4,90 € inkl. MwSt.
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Abstract

Dieser Aufsatz behandelt die Variation bei der Kasusrektion bestimmter Präpositionen, insbesondere bei der Präposition wegen. Im Sinne eines soziopragmatischen Ansatzes soll dazu das historische Sprachbewusstsein in den Mittelpunkt gerückt werden. In Kapitel 2 wird die Variation bei der Kasusrektion zunächst anhand des Sprachgebrauchs Ludwig van Beethovens und seines Umfelds untersucht, die Quelle hierfür sind die quasi-gesprochenen Konversationshefte (1818–1827), mit deren Hilfe der unter zunehmendem Hörverlust leidende Komponist schließlich mit Familie, Freunden und Bekannten kommunizierte. Die Ergebnisse dieser Fallstudie deuten darauf hin, dass im frühen 19. Jahrhundert der Gebrauch des Dativs der informellen Nähesprache und der Gebrauch des Genitivs der formellen Distanzsprache zuzuordnen war. In Kapitel 3 werden dann die Sprachsystem- und Sprachgebrauchsgeschichte berücksichtigt. Dafür wurde ein Gebrauchstexte- Korpus (insgesamt 140 Drucktexte aus dem Zeitraum 1520–1870) zusammengestellt und mit statistischen Methoden ausgewertet. In Kapitel 4 werden abschließend die Ergebnisse aus den Kapiteln 2 und 3 mit metasprachlichen Äußerungen in historischen Grammatiken und Wörterbüchern abgeglichen. Die plötzliche Abnahme des Dativs zugunsten des Genitivs nach 1800 dürfte demnach insbesondere auf den normativen Einfluss Adelungs zurückzuführen sein. In Anlehnung an Labov (1994) kann dieser Fall als »Sprachwandel von oben« bezeichnet werden. Die Zunahme des Dativs im 18. Jahrhundert (vor dem Erscheinen der Adelung’schen Grammatik) scheint demgegenüber einen »Sprachwandel von unten« widerzuspiegeln. Der Gebrauch der Präposition wegen mit dem Dativ trat zunächst in der gesprochenen Sprache auf und im 18. Jahrhundert schließlich auch bei den im Gebrauchstexte-Korpus repräsentierten Autoren.

This paper discusses the variation of the case government of some German prepositions, in particular wegen. In terms of a sociopragmatic approach, the historic language awareness is placed at the center of the discussion. In Chapter 2, we investigate first the language usage of Ludwig van Beethoven and his environment, the source is the quasi-spoken conversation books (1818–1827) with which Beethoven – suffering increasing hearing loss – was able to communicate with family, friends and acquaintances. The results of this case study suggest that the use of the dative case was assigned in the early 19th century to the informal »language of immediacy« and the use of the genitive to the formal »language of distance«. In Chapter 3, we describe the history of the language system and language usage statistically through the analysis of the prose text corpus (140 printed texts) from the period 1520 to 1870. Finally, in Chapter 4, the results of Chapters 2 and 3 are compared with meta-linguistic valuations in historical grammars and dictionaries. The sudden decrease of the dative in favor of the genitive after 1800 is then probably due in particular to the normative influence of the grammarian Adelung. Following Labov (1994), this case can be referred to as »change from above«. The increase in the dative case in the course of the 18th century (before the appearance of the grammar of Adelung) seems in contrast to reflect »change from below«. The use of the dative had first appeared in the spoken language and finally entered in the 18th century the prose texts of representative authors.