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Artikeldetails

WU Xiaogang et al.: Die Arbeitsweise des Satzproduktionssystems im Deutschen und Chinesischen. Eine Eyetracking-Studie (MU)

Produktabbildung

Produkttyp: Beitrag (Zeitschrift)

Autor(in): WU Xiaogang

Titel: Die Arbeitsweise des Satzproduktionssystems im Deutschen und Chinesischen. Eine Eyetracking-Studie

Publikation in: Muttersprache, 130. Jahrgang, Heft 2

Seiten: 124–143 (20 Seiten)

Erschienen: 15.06.2020

Abstract: siehe unten


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Preis: 4,90 € inkl. MwSt.
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Abstract

Zur Beschreibung der Funktionsweise des Satzproduktionssystems wird in der Psycholinguistik generell zwischen der linearen und der strukturellen Inkrementalitätshypothese unterschieden. Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, die beiden Hypothesen im Kontext der deutschen und chinesischen Satzproduktion zu prüfen. Dafür wurde ein Eyetracking-Experiment durchgeführt, in dem deutsche und chinesische Muttersprachler abgebildete transitive Ereignisse in ihren Muttersprachen beschrieben. Die visuelle Zugänglichkeit der ereignisbildenden Referenten mithilfe des visuellen Priming-Paradigmas wurde dabei systematisch manipuliert. Es wurde gezeigt, dass die Versuchspersonen kaum (im Chinesischen) oder nur eingeschränkt (im Deutschen) von der visuellen Manipulation beeinflusst wurden und überwiegend kanonische Aktivsätze produzierten. Darüber hinaus verteilten sich die Fixationen auf das Agens und das Patiens in den ersten 300 Millisekunden (ms) nach Ereignis-Onset gleichmäßig, bevor anschließend eine andauernde Fixationspräferenz für das Agens bis kurz vor Sprechbeginn gezeigt wurde. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Informationsverarbeitung während des Sprechens im Deutschen und Chinesischen grundsätzlich ähnlich verläuft, und zwar mit der strukturellen Inkrementalität als Hauptstrategie. Jedoch wird angenommen, dass die Ursachen für die ähnlichen Verarbeitungsmechanismen wohl unterschiedlich sind. Diese werden aus Sicht der typologischen Eigenschaften des Deutschen und Chinesischen diskutiert.

To describe the sentence production mechanism, psycholinguistics generally distinguish between the linear and the structural incrementality hypothesis. The present study aimed to test both hypotheses in the context of German and Chinese sentence production. To this end, an eye-tracking experiment was conducted in which German and Chinese native speakers described depicted transitive events in their native languages. Using the visual priming paradigm, the visual accessibility of the event-forming figures was systematically manipulated. It was shown that the subjects were hardly (in Chinese) or only to a limited extent (in German) influenced by the visual manipulation and produced predominantly canonical active sentences. In addition, fixations were evenly distributed between the agent and the patient during the first 300 milliseconds (ms) after picture onset and subsequently showed a durable fixation preference for the agent until shortly before speech commenced. These results suggest that information processing during sentence production in German and Chinese is basically similar, with structural incrementality as the main strategy. However, it is assumed that the reasons for the similar processing mechanisms are probably different. These are discussed from the perspective of the typological characteristics of German and Chinese.