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Katharina Böhnert: Nelson Mandela schlägt Hindenburg – Benennungsmotive von Schulen im Wandel (MU)

Produktabbildung

Produkttyp: Beitrag (Zeitschrift)

Autor(in): Katharina Böhnert

Titel: Nelson Mandela schlägt Hindenburg – Benennungsmotive von Schulen im Wandel

Publikation in: Muttersprache, 126. Jahrgang, Heft 4

Seiten: 302–313 (12 Seiten)

Erschienen: 15.12.2016

Abstract: siehe unten


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Preis: 4,90 € inkl. MwSt.
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Abstract

Schulnamen spiegeln Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Wurden Schulen im Kaiserreich noch ausschließlich nach Angehörigen kaiserlicher und königlicher Häuser benannt (z. B. Kaiser-Wilhelm-Gymnasium), ist aus aktuellen Benennungen die Tendenz zur Orientierung an Werten wie ›Internationalität‹, ›Vielfalt‹ und ›Toleranz‹ abzulesen (Astrid-Lindgren-Grundschule, Nelson-Mandela-Realschule, Martin-Luther-King-Gymnasium). Als direkte Folge dieses Wertekanons werden Schulen umbenannt, deren Namenpatrone (Paul von Hindenburg, Wernher von Braun, Peter Petersen) dem aktuellen Kultur- und Werteverständnis nicht mehr entsprechen. Im vorliegenden Beitrag werden Benennungsmotive diatopisch und diachron gegenüberstellt. Es zeigt sich, dass die Benennung von Schulen zeit- und regionaltypische Gegebenheiten abbildet. Partizipative Prozesse bei der Namenvergabe (Beteiligung von Schülerinnen und Schülern, Presse und Interessenverbänden) befördern zudem die Auffächerung von Benennungsmotiven und regen Reflexionsprozesse an, was einen ›guten‹ Schulnamen ausmacht.

School names reflect cultural history, especially history of mentalities. During the time of the German Empire, schools were exclusively named after members of the royal houses (e. g. Kaiser-Wilhelm-Gymnasium) whereas nowadays the tendency to choose names closely related to values like ›internationality‹, ›diversity‹ and ›tolerance‹ (e. g. Astrid-Lindgren-Grundschule, Nelson-Mandela-Realschule, Martin-Luther-King-Gymnasium) can be stated. One consequence of this tendency is the renaming of schools whose patronyms (Paul von Hindenburg, Wernher von Braun, Peter Petersen) do not correspond anymore to the prevailing cultural values. In the present article a diatopic and diachronic analysis of schools’ patronyms is expounded. The contrastive view gives strong evidence that patronyms reflect historical and regional conditions. In addition, the participation of an increasing number of groups (e. g. students, journalists, stakeholders) in naming processes causes the diversification of school names and initiates reflection of what a ›good‹ patronym is about.