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Artikeldetails

Hiroyuki Takada: Entfernte Vorbilder Die deutsche Sprachgeschichte und die Diskussion von 1868–1945 um die japanische Nationalsprache und -schrift (MU)
(Sprachpurismus einst und jetzt)

Produktabbildung

Produkttyp: Beitrag (Zeitschrift)

Autor(in): Hiroyuki Takada

Titel: Entfernte Vorbilder Die deutsche Sprachgeschichte und die Diskussion von 1868–1945 um die japanische Nationalsprache und -schrift

Publikation in: Muttersprache, 123. Jahrgang, Heft 3

Seiten: 242–262 (21 Seiten)

Erschienen: 15.09.2013

Abstract: siehe unten


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Preis: 4,90 € inkl. MwSt.
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Abstract

In der Diskussion um die Frage der japanischen Nationalsprache und -schrift von der Meiji-Zeit
bis zur Niederlage im Zweiten Weltkrieg (1868–1945) wurde immer wieder auf die deutsche
Sprachgeschichte verwiesen, und Deutschland fungierte in dieser Hinsicht aktiv als Vorbild. Dies
lässt sich nicht nur mit dem politischen Grund erklären, dass Japan das Preußentum übernommen
hatte, sondern die geschichtliche und aktuelle Sprachsituation in Deutschland an sich hatte
zahlreiche Elemente, die in Japan als hilfreiche Hinweise zur Lösung der Sprachenfrage gelten
konnten. Die deutsche Sprache hatte nämlich bereits ihre Standardsprache etabliert, konnte auch
wissenschaftliche Fachbegriffe in der eigenen Sprache ausdrücken und besaß darüber hinaus eine
»rationale und hervorragende«, an der Aussprache orientierte Rechtschreibung. Außerdem war
diese Sprache gerade mit der Frage beschäftigt, in welcher Art von Schrift sie niedergeschrieben
werden sollte. Aus diesen Gründen gab es unter den »Kultursprachen« Europas im Grunde
genommen keine andere Sprache, die dem Japanischen so sehr als Vorbild dienen konnte wie
das Deutsche.

In the discussion over Japanese national language and characters from the Meiji period until the
defeat in World War II (1868–1945), the history of the German language was repeatedly referred
to, and Germany functioned as an active model in this respect. This can be explained not only by
political history, in that Japan had adopted many of its political systems from Germany, but also by
the fact that Germany’s own linguistic experience offered much that could inform the discourse
on language in Japan. The German language had in fact already been standardized, was capable
of expressing scientific terms in its own lexicon, and possessed a »rational and excellent« spelling
system based on its native pronunciation. Furthermore, the Germans too had questioned what
kind of characters should be used for writing. For these reasons, among the European »cultural
languages«, there was none that could better serve the Japanese model than German.