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Sebastian Köster: Möglichkeiten und Grenzen der Massenmanipulation durch Sprache am Beispiel nationalsozialistischer Propaganda (MU)

Produktabbildung

Produkttyp: Beitrag (Zeitschrift)

Autor(in): Sebastian Köster

Titel: Möglichkeiten und Grenzen der Massenmanipulation durch Sprache am Beispiel nationalsozialistischer Propaganda

Publikation in: Muttersprache, 134. Jahrgang, Heft 1

Seiten: 42–62 (21 Seiten)

Erschienen: 15.03.2024

Abstract: siehe unten

URI: https://doi.org/10.53371/61121


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Preis: 4,90 € inkl. MwSt.
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Abstract

Ein Ziel hybrider Kriegführung besteht im (dauerhaften) Beeinflussen der öffentlichen Meinung. Inwiefern Massenmanipulation speziell durch Sprache wirklich erfolgen kann, wird anhand nationalsozialistischer Propaganda verdeutlicht. Durch einen Exkurs zur Sprechakttheorie lassen sich mit ihr vorgenommene Textanalysen hinsichtlich derer tatsächlichen Aussagekraft einordnen. Dies betrifft gerade die Sportpalastrede vom 18. Februar 1943 als gewähltes Fallbeispiel.
Dass die Bevölkerung einen »totalen Krieg« zu führen bereit war, muss freilich auch mit außersprachlichen Mitteln erklärt werden: Pflichtgefühl, Angst vor dem Terror durch die eigene Regierung und schon einmal erlebte Konsequenzen einer Niederlage. Zudem nutzte der Staat sein Informationsmonopol konsequent aus. Lücken fanden sich trotzdem mit entsprechenden Folgen für die Glaubwürdigkeit der Führung.
Die deutsche Bevölkerung war den Nationalsozialisten aber keineswegs nur ausgeliefert. Es gab urteilskompetente Zeitgenossen, die sich nicht blenden ließen. Und jene mit einem ausgeprägten Kosten-Nutzen-Kalkül, die der Führung sogar Zugeständnisse abrangen. Insofern sind Massenmanipulation durch Sprache engste Grenzen gesetzt.

One goal of hybrid warfare is to (permanently) influence public opinion. The extent to which mass manipulation can really take place specifically through language is illustrated using National Socialist propaganda. An excursus on speech act theory allows text analyses to be classified in terms of their actual significance. This applies in particular to the Sports Palace speech of 18-02-1943 as the chosen case study.
The fact that the population was prepared to wage a »total war« must also be explained by extra-linguistic means: A sense of duty, fear of terror by their own government and the consequences of defeat they had already experienced. In addition, the state consistently exploited its monopoly on information. Gaps were nevertheless found, with consequences for the credibility of the leadership.
But the German population was by no means only at the mercy of the National Socialists. There were contemporaries with good judgement who did not allow themselves to be blinded. And there were those with a pronounced cost-benefit calculation who even forced concessions from the leadership. In this respect, there are very narrow limits to mass manipulation through language.