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Falco Pfalzgraf: Der Germanische Sprachverein (Wien 1933–1948) (MU)

Produktabbildung

Produkttyp: Beitrag (Zeitschrift)

Autor(in): Falco Pfalzgraf

Titel: Der Germanische Sprachverein (Wien 1933–1948)

Publikation in: Muttersprache, 132. Jahrgang, Heft 2

Seiten: 97–122 (26 Seiten)

Erschienen: 15.06.2022

Abstract: siehe unten

URI: https://doi.org/10.53371/60346


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Preis: 4,90 € inkl. MwSt.
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Abstract

Dieser Artikel liefert eine detaillierte Analyse des erst kürzlich entdeckten Germanischen Sprachvereins (G. S.), einer offiziell 1933 in Wien gegründeten Sprachschutzorganisation völkischen Ursprungs, die sich als nationalsozialistisch bezeichnet und deren Wurzeln bis ins Jahr 1919 zurückreichen. Das Hauptziel des G. S. war die »Sprachechtheit« des Deutschen. Um diese zu erreichen, forderte der Verein radikale Veränderungen in der deutschen Morphologie, Orthografie und Aussprache, basierend auf völkisch-rassistischen bzw. nationalsozialistischen Anschauungen. Der vorliegende Artikel analysiert ausführlich das vom Vereinsgründer und Vorsitzenden Karl Tekusch nach seiner Teilnahme an einem völkisch-nationalistischen Lehrgang 1919 in Wien entwickelte Konzept der »Sprachechtheit«. Da der Allgemeine Deutsche Sprachverein (ADSV) Tekusch nicht radikal genug erschien, beschloss er die Gründung eines Alternativvereins. Die Bedeutung des G. S. für die Geschichte des Sprachpurismus liegt darin, dass der Verein die bislang wahrgenommene Lücke zwischen dem Ende des Wiener ADSV-Zweigs und der Gründung des Nachfolgevereins schließt, dem Verein Muttersprache Wien, der bis heute größten und einflussreichsten Sprachschutzorganisation Österreichs. Die Geschichte des organisierten österreichischen Sprachpurismus muss daher als ein ununterbrochenes, kontinuierliches Phänomen verstanden werden.

This article provides a detailed analysis of the recently discovered Germanischer Sprachverein (G. S.), a self-declared »völkisch«/national socialist language protection organisation, officially founded in Vienna in 1933, but with roots going back to 1919. The main aim of the G. S. was German »Sprachechtheit« – linguistic authenticity. In order to achieve it, the association called for radical changes in German morphology, orthography, and pronunciation; all based on »völkisch«-racist and national socialist assumptions. This article provides a analysis of »Sprachechtheit«, a concept that was developed by the association’s founder and chairman Karl Tekusch, after he had attended a völkisch-nationalist education course in Vienna in 1919. Disappointed by the overly lenient Allgemeiner Deutscher Sprachverein (ADSV), he worked on the foundation of a more radical organisation. The importance of the G. S. for the history of linguistic purism is that it fills the wrongly-assumed gap between the disintegration of the Vienna branch of the ADSV and the foundation of its successor Verein Muttersprache Wien, at present Austria’s largest and most influential language protection organisation. Consequently, the history of organised Austrian linguistic purism must be understood as an uninterrupted, continuous phenomenon.