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Christine Bickes/Vera Mohrs: Herr Fuchs und Frau Elster – Zum Verhältnis von Genus und Sexus am Beispiel von Tierbezeichnungen (MU)

Produkttyp: Beitrag (Zeitschrift)
Autor(in): Christine Bickes/Vera Mohrs
Titel: Herr Fuchs und Frau Elster – Zum Verhältnis von Genus und Sexus am Beispiel von Tierbezeichnungen
Publikation in: Muttersprache, 120. Jahrgang, Heft 4
Seiten: 254–275 (22 Seiten)
Erschienen: 15.12.2010
Abstract: siehe unten

Preis: 4,90 € inkl. MwSt.
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Abstract
Zunehmend ist im allgemeinen Sprachgebrauch – auch beispielsweise in Texten angehender
AkademikerInnen – die Tendenz zu beobachten, auf männliche und weibliche Personen mittels
des sogenannten »generischen« Maskulinums zu verweisen. Es scheint daher angebracht,
die seit den 1970er Jahren geführte Diskussion neu aufzugreifen, ob der Form nach maskuline
Personenbezeichnungen wie Arzt oder Apotheker in dem Satz »Zu Risiken und Nebenwirkungen
lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker« tatsächlich generisch
(also: geschlechtsneutral) interpretiert werden oder ob sie vielmehr eine bevorzugte Assoziation
von Männern bewirken. Nach einer überblicksartigen Abwägung der bislang vorgebrachten
Argumente und Positionen kommen die Verfasserinnen im Anschluss an eine eigene empirische
Untersuchung im Bereich der Tierbezeichnungen zu dem Ergebnis, dass das Genus eines
Nomens unsere Vorstellungen vom biologischen Geschlecht des Referenten in hohem Maße
beeinflusst. Umso sicherer kann folglich bei Personenbezeichnungen die Geschlechtsneutralität
»generisch« maskuliner Formen angezweifelt werden. Der Beitrag versteht sich als Plädoyer für
kritisches Sprachbewusstsein und als Mahnung, auch weiterhin im Sprachgebrauch geeignete
Formulierungen zu verwenden, die beide Geschlechter sprachlich hör- und sichtbar machen.
There is an increasing tendency in the common use of German – including texts written by aspiring
academics – to refer to both male and female persons by using the masculine in a generic way
(»generic masculine«). It therefore seems to be appropriate to revive the discussion initially held in
the Seventies as to whether the masculine form of, e.g. the German words Arzt or Apotheker as
used in »Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt
oder Apotheker« is in fact interpreted as being generic or instead as being associated with male
persons. After a survey of the arguments and positions presented in the past and following an
empirical study on animal denotations, the authors conclude that the grammatical gender of nouns
bears a strong influence on our perception of the biological gender of their referents. As a result,
the postulated gender neutrality of masculine denotations referring to persons is questionable.
The study strongly supports a critical attitude towards language use and underlines the necessity
of a continued quest for linguistic forms capable of marking the gender in both written and spoken
German.